- Offene und transparente Information der Vertreterinnen und Vertreter anlässlich der Vertreterforen am 18. und 19. März
- Fusion wird angestrebt
Volksbank Konstanz in herausfordernder Situation
Konstanz/Radolfzell, 14. April 2025.
Eingangs wurden die Vertreterinnen und Vertreter über den aktuellen Stand der Aufarbeitung des Vermittlungsgeschäftes informiert. Zur Erinnerung: Ende 2024 stellte die Bank Strafanzeige gegen einen Kreditvermittler, mit dem die Bank zusammengearbeitet hatte, sowie weitere Personen. Mittlerweile hat die Bank 80 auffällige Kreditengagements identifiziert. Bei 20 dieser Engagements mit einem Gesamtvolumen von rund 28 Millionen Euro wurde mittlerweile ein Risikovorsorgebedarf festgestellt. Dieser summiert sich auf insgesamt fünf Millionen Euro.
Insgesamt verlief das Geschäftsjahr 2024 nicht gut für die Volksbank Konstanz. Zu den positiven Nachrichten gehört, dass die Bank das Kundengesamtvolumen um 69 Millionen Euro auf knapp 3,5 Milliarden Euro steigern konnte. Diese Kennzahl spiegelt die Gesamtheit aller bilanzwirksamen Einlagen und Kredite wider, zuzüglich der von der Volksbank betreuten Produkte ihrer Partner aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe wie zum Beispiel der Bausparkasse Schwäbisch Hall, der R+V Versicherungsgruppe und der Fondsgesellschaft Union Investment, die nicht in der Bilanz erfasst sind. „Wenn man so will, manifestiert sich in dieser Zahl unser Fördernutzen als Genossenschaftsbank, denn hier sind alle über die Volksbank Konstanz erbrachten Leistungen zusammengefasst“, erläuterte Sabine Meister die besondere Bedeutung dieser Zahl.
Aus dem operativen Geschäftsbetrieb hat die Bank ohne Sondereffekte ein Ergebnis in Höhe von 16 Millionen Euro erwirtschaftet. „Das sind kostenbedingt rund 1,3 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. An diesem Wert zeigen sich die strukturellen Probleme unserer Bank. Wir sind einfach zu klein. Dadurch ist der Aufwand sowohl für Regulatorik und Meldepflichten als auch für Investitionen im Vergleich zu anderen Banken überproportional hoch“, so Meister. Hinzu komme, dass bei der Größe der Bank dem zunehmenden spezialisierten Beratungsbedarf insbesondere von Firmenkunden nur mit großen Anstrengungen entsprochen werden könne.
Besonders herausfordernd für die Bank sei aber der Wertberichtigungsbedarf auf Kredite. Dieser summierte sich für 2024 auf einen Wert von 22,9 Millionen Euro, davon fünf Millionen Euro aus dem Vermittlungsgeschäft. Meister stellte heraus, dass es sich hierbei um eine Risikovorsorge handle: „Werden die Kredite bedient, können wir diese Wertberichtigungen in den Folgejahren auch wieder auflösen. Aber für 2024 schlagen sie voll auf unser Ergebnis und zwingen uns, Reserven in Höhe von zusammengenommen rund 15 Millionen Euro aufzulösen.“
Insgesamt verbleibt nach Steuern und Einstellung in den Fonds für allgemeine Bankrisiken ein Jahresüberschuss in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Davon werden rund 1,1 Millionen Euro in die Ergebnisrücklagen gestellt. Zur Verwendung des verbleibenden Bilanzgewinns in Höhe von knapp 980.000 Euro teilte Mester mit: „Aufsichtsrat und Vorstand werden der Vertreterversammlung, die für den 24. Juni 2025 in Radolfzell vorgesehen ist, vorschlagen, aus dem Bilanzgewinn von 980.000 Euro eine Basisdividende in Höhe von zwei Prozent zu zahlen sowie rund 800.000 Euro in gesetzliche und andere Rücklagen zu stellen. Auf die in den Vorjahren gezahlte Bonusdividende soll verzichtet werden.“
Meister gestand gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern offen ein, dass Fehler gemacht worden seien. „Ein solch hoher Risikovorsorgebedarf ist nicht allein konjunkturell bedingt zu erklären. Auch die Tatsache, dass die Bank Opfer eines Betrugs wurde, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir Fehler gemacht haben.“ In Konsequenz präsentierte die Vorständin ein umfangreiches Erneuerungsprogramm. Ziel ist es, durch zeitgemäße Dienstleistungen Wachstum zu erzielen, sowie durch optimierte Strukturen und Prozesse die Effizienz zu steigern. Dazu gehöre auch, das Filialnetz zu überprüfen. Dieses sei bei der Volksbank Konstanz im Vergleich zu Banken ähnlicher Größe überdimensioniert.
Ein besonderes Augenmerk wird die Bank auf eine deutlich verbesserte Risikokultur sowie ein wirkungsvolleres Risikocontrolling legen. Entsprechende Projekte seien auf den Weg gebracht worden.
Keinen Hehl machte Meister aus ihrer Sicht auf eine Fusion, die auch vom Aufsichtsrat geteilt wird: „Wir befinden uns derzeit weder in Fusions- noch in Sondierungsgesprächen mit einer anderen Bank. Aber eine Fusion ist sicherlich mehr als eine vielversprechende Option – eher früher als später ist sie absolute Pflicht, um im Wettbewerb bestehen zu können und der DNA der Volksbank Konstanz in unserem Geschäftsgebiet und für unsere Kunden eine Zukunft zu geben.“ Die erheblichen Investitionen in die Digitalisierung, in die Ertüchtigung von erforderlichen Filialen oder in die Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität sowie die wachsenden Kosten von Regulatorik, Prüfung und Bürokratie seien von größeren Einheiten deutlich leichter zu stemmen als von einer Bank mit der Größe der Volksbank Konstanz. Auch müsse man mit den Bedürfnissen der Kunden bei Kreditvolumina und spezialisierten Beratungsangeboten mitwachsen.
Die Diskussion über diese Themen war kritisch und konstruktiv. Selbstverständlich war auch das Ausscheiden von Martin Schumacher Thema. Die Bank machte deutlich, dass unterschiedliche Vorstellungen über die künftige strategische Ausrichtung der Bank alleiniger Grund für die einvernehmliche Trennung waren.
Während der Veranstaltungen sowie bei dem sich jeweils anschließenden Get-Together signalisierten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter Unterstützung für den angekündigten Weg. Somit kann die Bank insgesamt zuversichtlich in den Erneuerungsprozess starten.